GS 550 Ventilkopfzerbrechen

Fragen rund um die Suzuki GS Modelle GS 125 bis GS 1100 G
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Heiner
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GS 550 Ventilkopfzerbrechen

Beitrag von Heiner »

Mahlzeit,

ich hätte da ein paar fragen zu dem Ventiltrieb (mit Shims bzw. Plättchen in versch. Größen) meiner GS 550E (1979) und hoffe hier etwas schlauer zu werden.
Meine 550er hat eine lange zeit gestanden, jetzt soll sie von mir zurück ins leben geholt werden. Dafür muss ich unter anderem auch die Zylinderkopfdichtung wechseln, auf dem Weg dahin wollte ich mich natürlich auch um das Ventilspiel kümmern. Mit der Fühlerlehre habe ich ein Spiel von 0,00 mm bis 0,06mm an den Ventilen gemessen (laut Rep. Buch darf das Spiel kalt zwischen 0,03 und 0,08 mm liegen)
Nun zu meinen Fragen:
  • 1. Sollte ich erst den Motor zum laufen bringen und mindestens einmal warm werden lassen bevor ich mich um das Ventilspiel kümmere? Bzw. kann sich das Ventilspiel nochmal verändern wenn der Motor das erste mal nach langer Standzeit wieder läuft ?
  • 2. Bei einem Ventil habe ich meine kleinste Lehre von 0,03mm nicht dazwischen bekommen, also wahrscheinlich 0,00mm Spiel. Der Shims ist bereits 2,15mm dick. Bei (erst) 32.000 km Laufleistung laut Tacho hat mich das erschrocken. im Internet bekomme ich noch Shims bis 2,00mm. Was mache ich wenn irgendwann der 2mm Shims zu dick ist ?
  • 3. Was genau verschleißt am Ventiltrieb, weshalb das Ventilspiel verändert werden muss? Längt sich das Ventil oder wird der Ventilsitz mit der Zeit immer weiter in den Kopf getrieben? Ist dann der Zylinderkopf ein großes Verschleißteil :shock: ?
  • 4. Bezüglich der Ventilsitz Thematik, auch wenn ich schon irgendwo gelesen habe das Blei bei der 550er nicht mehr benötigt wird, im Zusammenhang mit Frage 3, macht es dennoch Sinn mit Bleiersatz zu fahren um die Ventile zu schonen und gegebenenfalls irgendwann eine professionelle Revision zu vermeiden ?
Ich hoffe ihr könnt mir bei meinen Fragen weiterhelfen und es schlägt sich niemand die Hände überm Kopf zusammen :?
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tobi
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Registriert: Do 7. Jan 2016, 19:49
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Re: GS 550 Ventilkopfzerbrechen

Beitrag von tobi »

Wenn der Kopf eh runter ist wirds einfach. Der offizielle Weg wenn die Plättchen zu dünn werden ist den Ventilschaft oben zu kürzen. Wie weit das zulässig ist steht im Handbuch. Besser als das gemurkse mit immer noch dünneren Plättchen. Aber wenn die nur lange stand, was ist der grund das du die Kopfdichtung neu machst. Lief die damals nimmer?
Kleineres Spiel ist Verschleiss, wird da nicht nachgestellt wirds nen schaden, dann Verbrennt das Ventil. Sitz fräsen und Ventil einschleiffen kostet auch höhe. Im ausgebauten zustand messen ist der erste schritt, musst aber dann meist nochmal nacharbeiten wenn sich alles durch die ersten Umdrehungen gesetzt hat, unterm Plättchen ist z.b. öl, das drückt sich oft noch raus und der ölfilm wird dünner

Tobias
Suziku
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Registriert: Do 26. Mär 2020, 10:19

Re: GS 550 Ventilkopfzerbrechen

Beitrag von Suziku »

Hallo Tobi,

wenn Du den Kopf eh abbaust, dann ist alles ganz einfach.
Verstehe ich richtig, dass Du noch nicht so viel Mechani-Erfahrung hast?
Dann etwas ausführlich.
Du nimmst eine Messingdraht-Topfbürste (nicht Stahl-vermessingt) in den Akkuschrauber und entkokst die Brennräüme. Dann baust Du die Ventile aus, jeder Ventilset, Ventil, Feder, Stössel, shim, keile, in ein eigenes Joghurtglas, nummeriert gereinigt. Vor dem Ausbau Grate am Sitz der Ventilkeile kontrollieren bzw entfernen (Schleifpapier 240-400, lauffläche unberücht). Beim Einschleifen sollten Brennräume und damit auch Ventilteller nach unten zeigen, damit kein Schleifgut in die Ventilführung kommen kann. Ventil von unten einsetzen, Führung leicht einölen, schleifen erst grob dann fein, z.b. Teroson Ventilschleifpaste. Am einfachsten ist es, einen textilummantelten Bezinschlauch 5 oder 6mm innen, von oben über den Ventilschaft zu stecken und mit einer Mini-Schlauchschelle zu fixieren. Dann arbeitest Du oszilierend wie damals Rulaman beim Feuermachen. Der Unterschied besteht nur darin, dass Rulaman mit viel Druck nach unten gearbeitet hat, derweil Du mit ganz leichtem Zug, immer wieder kurz abhebend nach oben arbeitest. Wenn es zu trocken wird von der Brennraumseite einen Tropfen Wasser auf den geschlossenen Ventilsitz geben. Der Schleifprozess wird dann minimal benetzt. Danach gut auswaschen, z.b. Bremsenreiniger und geschickt abfließen lassen.
Das Einschleifen nimmt dir die nach langer Standzeit unvermeidliche Korrosion aus dem Spalt und dazu ein bisschen Material weg. Beides ist gut für das Ventilspiel. Dann mit den Original-Shims an gleicher Stelle (deswegen sauber zugeornet) wieder montieren und messen. ein bisschen mehr Spiel ist besser als zu wenig. Auslass darf gerne etwas mehr als obergrenze haben. Beim Einlauf wird sich das noch minimal verringern.

Wenn der Kopf draufbleibt: zuerst fahren, moderat, damit die Korrossion aus dem Ventilspalt gefegt wird. Ölwechsel und Filter vorher nicht vergessen: Dabei Ölwanne runter reinigen und ölsieb auch, wenns danach lange halten soll. Dann nochmal Ventile messen.

Gruß Suziku
Heiner
Beiträge: 20
Registriert: So 1. Aug 2021, 14:11

Re: GS 550 Ventilkopfzerbrechen

Beitrag von Heiner »

Mahlzeit,

Motor wurde zusammen mit Fachmann überholt, wie schon vermutet musste auch an den Ventilen etwas gemacht werden.
Danke für die Antworten

Gruß
Heiner
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